Ökologie - Ökononomie - Resonanz

Können wir von Bienen und Zikaden lernen?

Das Problem

 

Was „Resonanz“ meint, glauben wir alle irgendwie zu wissen: Antworten auf ein Berührtwerden durch Fremdes. Ebenso was „Ökologie“ meint: mit dem Antworten sich ökonomisch-nachhaltig in einer noch unbestimmten Umgebung verorten. Ein Schwarm rhythmisch zirpender Zikaden macht unmittelbar und eindrucksvoll anschaulich, was das heißt: Zuerst beginnen einige wenige Zikaden, ihr Zirpen zu synchronisieren; dann werden es immer mehr, bis schließlich ein nachhaltiger Rhythmus „emergiert“, von dem die Weibchen angelockt werden, sodass das Leben weitergehen kann …

 

Wie machen sie das? Wenn wir in Lebewesen mehr sehen wollen als zweckmäßig programmierte, geistlose Roboter, dann müssen wir davon ausgehen, dass die Zikaden mit sich selbst und zugleich mit einer unkontrollierbaren Umwelt resonieren; das heißt, sie unterscheiden ein Innen und ein Außen, beobachten beides gleichzeitig – und reproduzieren sich so als lebende Wesen.

Wie müssen wir beobachten, um das denken zu können? Welche Logik braucht es dafür?

 

Systemiker betrachten lebende Systeme als selbstreferenziell operierend, das heißt, Systeme beobachten ihr eigenes Beobachten; man könnte auch sagen: sie resonieren mit sich selbst. Systemiker schrecken gewöhnlich aber davor zurück, sich ein Beobachten vorzustellen, das mit Innen und Außen gleichzeitig resoniert. Das wäre ein Beobachten dritter Ordnung, ein Beobachten, das keine Zeit konsumiert und keinen Raum beansprucht. Viele befürchten und glauben bis heute, damit tue sich ein Fass ohne Boden auf, das nur zu illusionärem Spekulieren einlädt (exemplarisch dafür H. Rosa) oder aber zu manipulierenden Machtspielen (zu beobachten bei Populisten).

 

Dass dem nicht so sein muss, versuche ich in diesem Artikel zu zeigen. Lebende (und Leben voraussetzende) Systeme sind autopoietische Systeme. Um ihre Autopoiesis zu vollziehen, müssen sie so beobachten, dass ein Kontext emergiert, der es ihnen ermöglicht, von einer erwünschten Zukunft her Zeuge ihres eigenen Tuns zu sein. Natürlich verbraucht dieses Tun Zeit und beansprucht Raum; der Moment der Entscheidung aber ist ohne Zeit und Raum – eine „logische Sekunde“, ein reines „Dazwischen“.