Im Dialog mit der Natur

Warum wir Lebewesen schöpferischen Geist zusprechen müssen       und sie nicht wie triviale Maschinen behandeln dürfen

 

Es macht vielleicht den Kern der gegenwärtigen globalen Krise aus, dass wir die Aufgabe vernachlässigt haben, eine Sprache, oder besser: ein Sprach-Spiel zu entwickeln, mit dem wir uns nicht von unseren natürlichen Wurzeln abschneiden, sondern den „Dialog mit der Natur“ (Prigogine) aufrecht erhalten. Ein solches Sprachspiel müsste der schöpferischen Kraft von Natur gerecht werden: es dürfte Lebewesen weder auf triviale Maschinen reduzieren noch den Zufall Regie führen lassen, sich andererseits zur Begründung seiner Aussagen aber auch nicht auf metaphysische Werte (Gott oder „die Vernunft“) berufen.

Die mechanistische, geist-lose Weise, Lebendiges zu denken, hat sich, wie ich finde, erschreckend tief in unser modernes westliches Denken eingegraben, möglicherweise tiefer als wir uns das bisher eingestanden haben. Denn wir ver-körpern dieses Denken; wir haben es sozusagen mit der Muttermilch eingesogen. Daher ist es auch so schwierig, über dieses Denken hinaus-zudenken und auch nur für einen kurzen Moment den gewohnten zweiwertigen Denkrahmen (etwas ist oder ist nicht) zu verlassen. Wir müssten quasi lernen, uns selbst von hinten zu beobachten, wie der Mann  in jenem berühmten rätsel-haften Bild von Magritte.

Wie soll das gehen: sich selbst von hinten betrachten? Die Beschäftigung mit diesem Rätsel bildet seit jeher den Kern des Mensch-seins. Unser Problem heute ist daher auch nicht das Rätsel an sich, sondern die tief verwurzelte, nur scheinbar rationale Ansicht, dass da in Wirklichkeit gar kein Rätsel ist bzw. dass alle Rätsel sich mit den Methoden der modernen Naturwissenschaft lösen lassen.

Wie also könnte nicht-reduktionistisches Denken heute überhaupt eine Chance bekommen? Der Versuch, Andere zu „überzeugen“, sei es durch Argumente oder durch angebliche Fakten, kann nur misslingen. Es braucht vielmehr Ein-Sicht in den eigenen blinden Fleck, und die ist nur im Dialog möglich: im Dialog mit dem eigenen Körper, im zwischenmenschlichen Dialog und im gesellschaftlichen Dialog mit der Natur. So ließe sich ein ästhetischer (auch: ökologischer oder: teleologischer) Blick einüben. Wobei Ästhetik (bzw. Ökologie oder Teleologie) für mich nichts äußerlich Vorgegebenes bedeutet. Um zu verstehen, was diesen Blick ausmachen könnte, brauchen wir aber eine genaue Begrifflichkeit. Um die geht es mir hier.

Meine These ist, dass letztlich zwei (zusammengehörige) Begriffe genügen, um auf angemessene Weise von Lebendigem zu sprechen: Beobachten und Autopoiesis, wie sie im Diskurs der Kybernetik zweiter Ordnung (Heinz von Foerster, Humberto Maturana) verwendet werden. Das Faszinierende daran ist für mich, dass dieses Sprachspiel es erlaubt, offen zu bleiben für das das Rätsel des Lebens und für die Reflexion von Praxis (empirische Forschung eingeschlossen).

Die Lektüre des Folgenden setzt keine besonderen (z. B. „philosophischen“) Vorkenntnisse voraus, sondern lediglich gesunden Menschenverstand und die Bereitschaft, auch einmal aus dem gewohnten zweiwertigen Denkrahmen sozusagen „herauszuspringen“ (anders geht es nicht!).

Was also bezeichnen diese beiden Begriffe?

Weiterlesen? siehe PdF-Datei

Im Dialog mit der Natur
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